Empathie und Wertschätzung sind die tragenden Säulen eines achtsamen Umganges mit Kindern und Jugendlichen.
Manche Kinder und Jugendliche sind aufgrund ihrer individuellen Lebenssituation in ihrer sozio-emotionalen Entwicklung in der Auseinandersetzung mit ihrem sozialen Umfeld oder aufgrund von
Lebenskrisen derart gefordert, dass das Schulsystem trotz aller Bemühungen von Lehrkräften, Beratungs- und Betreuungslehrer/innen und Psychagog/innen an seine Grenzen stößt. Es kann in solchen
Situationen vorkommen, dass die Achtung und der Respekt vor der Person des Gegenübers im Schulalltag verloren gehen und die Integration des jungen Menschen in die Gruppe scheitert.
Die daraus resultierenden Probleme können zu einer massiven Belastung für alle Beteiligten werden.
Die temporäre Aufnahme in die Förderklasse bietet eine sinnvolle Option, wenn alle Handlungsmöglichkeiten der Stammschule ausgeschöpft sind oder wenn die schwierige Situation die Beziehung
zwischen Schule und Schüler/in bzw. Elternhaus beeinträchtigt.
Die Förderklasse ist eine Kleinklasse in der einerseits individueller Unterricht durchgeführt wird, andererseits besonderes Augenmerk auf die sozialen Prozesse und die emotionale Befindlichkeit
liegt. Die Schülerinnen und Schüler werden von zwei Lehrer/innen im Team und in gemeinsamer Verantwortung unterrichtet.
Die Klasse ist ein Ort der Sicherheit für schulpflichtige Kinder und Jugendliche mit erheblichen Lernthemen im persönlichen und zwischenmenschlichen Bereich. Diese verstehen wir nicht als
Defizite und Fehler, wir gehen stattdessen von der Annahme aus, dass die störenden Verhaltensweisen in der Vergangenheit oder in anderen Systemen nützliche Handlungsstrategien waren/sind, die
sich für die Schülerin/den Schüler bewährt haben.
In diesem Sinne liegt der Schwerpunkt darauf, die Kinder und Jugendlichen in allen Lebensbereichen zu fördern, wertschätzende Rückmeldung zu geben und liebevoll, aber bestimmt, Grenzen zu
setzen.
Existenzielles Beziehungslernen und Haltungslernen rücken in den Fokus, sie sprechen den Heranwachsenden eine deutliche Einladung zur Teilnahme an den Prozessen aus:
Die Beziehung zwischen Lernenden und Lehrenden ist gleichwürdig, Kinder und Jugendliche erleben sich als Partner, sie können kräfteraubende Widerstände durch neue, bessere kooperative
Handlungsstrategien ersetzen.
Sie werden immer angehalten, Verantwortung für ihre Handlungen, letztlich für ihr Leben zu übernehmen.
Ziel der Beschulung im Setting der Förderklasse ist, neben der Vermittlung von Unterrichtsstoff, dass die Schüler ihre sozialen und emotionalen Kompetenzen erweitern, selbstbestimmt und
handlungsfähig werden, um im Gefüge der Regelschule als wertvolles Mitglied der Gemeinschaft bestehen zu können. Der Erfolg der Maßnahme hängt ausschließlich von der Problemlage und den
handelnden Personen ab und wird individuell beurteilt, somit ist auch die Dauer des Aufenthalts in der Förderklasse unterschiedlich lang: So kurz wie möglich und so lange wie nötig.
Der Zeitpunkt und die Art der Rückführung ins Regelschulsystem wird im Konsens mit allen Verantwortlichen unter Begleitung von Beratungs- und Betreuungslehrer/innen gefällt.
Im Sinne eines systemischen Denkansatzes ist die Einbindung der Erziehungsberechtigten und weiterer befassten Personen/Institutionen von wesentlicher Bedeutung. Handlungen und Haltungen müssen
offen kommuniziert werden Unterschiedliche Zielsetzungen müssen in persönlicher Auseinandersetzung aufeinander abgestimmt werden, um den Heranwachsenden Halt und Orientierung zu bieten.
Durch regelmäßige Vernetzung und Austausch schaffen die Erwachsenen ein vertrauensvolles Schulklima, das von gegenseitigem Respekt geprägt ist und den Schülerinnen und Schülern Schutz bietet und
eine offene, lernförderliche Umgebung schafft.
Wir verstehen alle Beteiligten, auch Lehrkräfte und Eltern als Lernende.